Deutschland | Brandenburg | DLRG-Tauchturm Berlin:
 

Ein 50 Meter-Tauchgang mit Pressluft - gern hätte ihn jeder ambitionierter Taucher in seinem Logbuch stehen! Auch hat man im Zusammenhang mit tieferen Tauchgängen so viel vom Tiefenrausch gehört, von dem wir beide bei Tauchgängen auch auf 35 bis 40 Meter bisher noch nichts bemerkt haben.

Nun wohnen wir ja nicht gleich um die Ecke zu einem See mit solchen Tiefen und auch im Ausland wird es schwierig sein Ansinnen der Tauchbasis seiner Wahl schmackhaft zu machen ;-). Aus Sicherheitsgründen wird gerade an vielen Tauchbasen die maximale Tauchtiefe massiv beschränkt - und nicht nur das - meist geht die Beschränkung der Tiefe auch gleich mit dem Verbot der "bösen" Deko-Tauchgänge einher. Das aber solche tiefen Tauchgänge mit Deko-Pflichten verbunden sind, ist normal und spätestens wenn man sich bewusst in solche Tiefen vorwagen möchte, muss man sich intensiver mit der Materie auseinander setzen und kann sich nicht mehr auf sein - na sagen wir mal vorsichtig - etwas knapp gehaltenes Grundwissen in der Dekompressionstheorie verlassen.

Und wie ist es denn nun auf 50 Meter - diese Frage wollten auch wir beantwortet haben und nutzten das Angebot der DLRG Berlin. Fairerweise muss man natürlich sagen, dass so ein kontrollierter Tauchgang in einer Druckkammer nicht mit einem Freiwasssertauchgang auf 50 Meter zu vergleichen ist, auch wenn man wie in Berlin die letzten 8 Meter auf den Grund der  Arbeitskammer auf die magischen 50 Meter hinabtaucht. Während man im Freiwasser beispielsweise mit ungünstigen Lichtverhältnissen und Kälte zu kämpfen hat, ist es in Berlin eher der ohrenbetäubende Lärm beim Abstieg auf 42 Meter durch die einströmende Luft. Auch ist die Herstellung des Druckausgleichs mitunter etwas schwieriger als im Freiwasser - denn dort taucht man ja in der Regel langsam ab. In der Kammer wird aber der Abstieg etwas rasanter vorgenommen - in zwei bis vier Minuten ist man an der 42-Meter-Marke angekommen. Permanenter Druckausgleich mittels Valsava-Methode ist nicht gleich jedermanns Sache - wir beide benötigen diese Art des Ausgleichs eigentlich so gut wie nie. Sicherlich haben wir diesen auch mal so gelernt - aber im Laufe der Zeit änderten wir die Art des Ausgleichs um und kommen mit Schlucken und Kieferbewegungen wunderbar zurecht. Es ist einfach eine Übungssache.

Sind die 42 Meter erreicht wird es in der Druckkammer schlagartig still und der Erste der spricht löst Erheiterung aus! Die Stimme ist wesentlich höher und erinnert eher an eine Ente! Auf das Kommando der Kammerfahrer "Abtauchen!" setzt man seine Maske auf, nimmt den Regler in den Mund und klettert zügig die Leiter hinab zum Grund der Arbeitskammer. 50 Meter! Und nun? Wir hatten eine Schreibtafel mit und lösten Mathematikaufgaben und versuchten ein paar einfache Zeichnungen anzufertigen. Nach ca. vier Minuten Grundzeit begannen alle Computer nacheinander die Deko-Pflicht anzuzeigen. Bevor wir nach einer Grundzeit von knapp 8 Minuten die Stufen der Leiter nach oben kletterten, schrieb Uta noch voller Stolz auf die Schreibtafel: "Ich kann noch denken..." - lesen konnte ich aber nur noch "Ich kann noch ..." - das Wort "denken" war nicht mehr zu entziffern. Es ist schon Fakt, dass in der Tiefe die kognitiven Fähigkeiten zwar nicht völlig verloren gehen, aber doch schwieriger anzuwenden sind.

Im trockenen Bereich der Druckkammer angekommen wird die Ausrüstung abgelegt und jeder geht danach wieder ins Wasser und atmet über den Zeitraum des Aufstieges wegen starker Nebelbildung (Entspannung der Luft) durch seinen Atemregler, bis die jeweiligen Dekompressionsstufen erreicht sind. Der Nebel wird abgesaugt und man hat Zeit sich über die gemachten Erfahrungen auszutauschen. Nach insgesamt 42 Minuten war unser Tauchgang beendet und wir konnten die Druckkammer verlassen. Unmittelbar nach dem Tauchgang wird (wie auch vor dem Tauchgang) ein neurologischer Check vorgenommen. Dieser Check wird nach 30 Minuten wiederholt um sicherzustellen, dass keine neurologischen Ausfälle auftreten. Ist alles in Ordnung, kann man sich den begehrten Berliner-Tauchturm-Bären in sein Logbuch stempeln!

Fazit:

Alles in Allem - eine empfehlenswerte und lehrreiche Erfahrung die jeder Taucher machen sollte!

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Einzig das etwas mürrische und wohl leicht genervte Kammerpersonal war nicht ganz unser Geschmack - sie hatten  wohl Sonntagsdienst und ihre Laune war wohl deshalb etwas schlechter. Die Einweisung ist medial unterstützt und prägnant, sollte sich in manchen Punkten aber etwas sachlicher und weniger "von oben herab" gestalten.

 

HINWEIS:

Jeder der beabsichtigt so einen Tauchgang durchzuführen, muss eine gültige Tauchtauglichkeit nachweisen ansonsten geht gar nichts! Bei unserer Gruppe haben das zwei leider irgendwie nicht begriffen und durften wieder nach Hause fahren bzw. nur Zuschauer spielen! Es erfolgt keine Rückzahlung des vorausbezahlten Preises!

 

PS:

Das von Uta geschriebene Wort "denken" entpuppte sich nach dem Tauchgang als Wellenlinie bei dem man nur mit gutem Willen gerade mal den Buchstaben "d" lesen konnte. Also war es nicht nur ein kleines Problem etwas lesen zu können - sondern das schreiben war auch nicht mehr so einfach ;-).

 

Kontakt:

Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V. | Landesverband Berlin e.V. | Tauchturm Berlin | Bundeslehr- und Forschungsstätte (BLFS) | Am Pichelssee 20- 21 | 13595 Berlin-Spandau | Tel: 030 / 362 095 - 40 oder 50 | Fax: 030 / 362 095 - 99 
 

Internet: www.tauchturm.dlrg.de | E-Mail: tauchturm@berlin.dlrg.de 
 

 

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